- Renoir: Maler der Lebensfreude
- Renoir: Maler der LebensfreudeIn seinen Landschaftsbildern, Stillleben und vor allem in seinen weiblichen Aktbildern zeigt sich Auguste Renoir als einer der wichtigsten Vertreter der »Impressionisten«. In seinen Bildern drücken sich immer wieder eine große Lebensfreude und ein positives Menschenbild aus, abgeleitet vom humanistischen Ideal. Im Alter an den Rollstuhl gefesselt verbitterte der Maler Renoir keineswegs, sondern war auch noch als Bildhauer tätig.Abschluss an der Kunstakademie(Pierre) Auguste Renoir kam am 25.02.1841 als Sohn eines Schneiders in Limoges in Frankreich zur Welt. Renoir hatte vier Geschwister. 1845 zog die Familie Renoir nach Paris. Ab 1854 arbeitete Auguste Renoir als Porzellanmaler, später führte er Wanddekorationen aus. Seine frühen Werke zeigen eine tonige Malerei unter dem Einfluss Gustave Courbets. 1861/1862 war Renoir Schüler des akademischen Malers Charles Gleyre. In dessen Atelier traf er unter anderem Alfred Sisley und Claude Monet. Von 1862 an studierte Renoir an der École des Beaux-Arts in Paris, wo er 1864 seinen Abschluss machte. Im Sommer 1862 traf er den Maler Narcisse-Virgile Díaz de la Peña, der der Schule von Barbizon angehörte. Diese Schule bemühte sich um eine realistische Abbildung der Natur und versuchte dies vor allem durch das Malen im Freien zu erreichen. Díaz hatte großen Einfluss auf Renoir. Die Farbwahl in Renoirs Bildern wurde lebhafter und heller.Ständig wechselnde VorbilderRenoir arbeitete immer wieder mit Malerfreunden zusammen und hatte viele wechselnde Vorbilder. Etwa 20 Jahre lang suchte er im steten Wechsel nach einem wirklich eigenen Stil. Er selbst fasste diese Zeit als Lernprozess auf. Durchgehend sind in seinen Bildern allerdings die Wärme, Heiterkeit und Frische. In den 60er-Jahren arbeitete Renoir vor allem mit Sisley und Bazille zusammen und konzentrierte sich auf die Freilichtmalerei. Im Sommer 1869 traf Renoir auf Claude Monet. Diese Zusammenarbeit war der Beginn seiner impressionistischen Phase. Aus dieser Zeit stammt sein Bild »La Grenouillère«. Es zeigt das Restaurant »La Grenouillère«, das die beiden Maler — Renoir lebte in Ville-d«Avray, Monet im nahe gelegenen Bougival — oft gemeinsam besuchten. Die flimmernde Atmosphäre hielt Renoir mit zarten, unregelmäßigen Pinselstrichen fest. Im Jahr darauf entstand sein Bild »Frau aus Algier«, das an den Stil von Delacroix angelehnt ist. Im Juli 1870 wurde Renoir zum Militär eingezogen und nahm am Deutsch-Französischen Krieg teil. Nach einer Ruhr-Erkrankung kam er im März 1871 nach Paris zurück. Renoir bekam Kontakt zum Kunsthändler Durand-Ruel, der Werke von ihm ankaufte. Aus dem Erlös dieser Verkäufe konnte er sich ein großes Atelier in der Rue Saint-Georges einrichten. Anfang 1872 arbeitete er mit Sisley zusammen, im Sommer 1873 und 1874 mit Monet. Das Bild »Ententeich« (1873) ist von dem Monets kaum zu unterscheiden ist. Beim Stil zeigt sich eine Weiterentwicklung: Renoirs Pinselstriche sind noch kleiner geworden — wie Punkt und Komma — und können so Licht und Atmosphäre noch besser wiedergeben.»Impressionisten« als Spottname1874 stellte Renoir mit seinen Freunden im Atelier von Nadar aus. Die Ausstellung wurde ein völliger Misserfolg. Sie führte zu heftiger Kritik am Malstil der Beteiligten und brachte ihnen den Spottnamen »Impressionisten« ein, abgeleitet von einem Werk Claude Monets mit dem Titel »Impression, soleil levant«. Ab Mitte der 1870er-Jahre schuf Renoir seine wichtigsten Werke. Es handelt sich dabei um Landschaften, Porträts und Figurenbilder im impressionistischen Stil voll blühender Farbigkeit. So entstand 1876 sein Werk »Le Moulin de la Galette«, ein Gesellschaftsbild, reicht bewegt und in flimmernden Farben gemalt. 1881 heiratete Renoir Alice Charigot. Er machte eine Algerienreise und fuhr nach Italien. Auf dieser Reise portraitierte er Richard Wagner und setzte sich mit den Werken Raffaels auseinander.Die »Ingres-Periode«Die Eindrücke dieser Italienreise wirkten sich stark auf Renoirs Arbeit aus. Er entfernte sich vom Impressionismus und suchte unter dem Eindruck Raffaels nach einer neuen Form, die besonders deutlich wurde in dem Bild »Die Regenschirme« von 1884. Weg von den Farben als hauptsächlichem Gestaltungselement kam er nun zu einer scharf konturierenden Zeichenweise, es herrschen in dem Bild kalte Farben vor, die klaren Formen der Regenschirme und eine glatte und matte Oberfläche. Renoir nannte diese von 1883 bis 1887 dauernde Phase, die von Kunsthistorikern als »Ingres-Periode« bezeichnet wird, seine »manière aigre« (»trockene Periode«). Das Hauptwerk dieser Zeit ist »Die Großen Badenden« (1884—1887). In einem längeren Prozess schaffte es Renoir schließlich, diese Übergangsphase, ja Krise, zu überwinden, schließlich fand er wieder zu verschwommeneren Konturen und wärmeren Farben. Ein Beispiel für diese Weiterentwicklung ist »Mädchen am Meeresstrand« von 1894. Ab 1894 litt Renoir immer stärker unter Rheumatismus. Er zog sich 1898 zurück nach Essoyes in der Bourgogne, dann ging er 1905 in den Süden nach Cagnes-sur-Mer.Das AlterswerkAb 1910 war Renoir auf den Rollstuhl angewiesen und musste sich den Pinsel an die Hand binden lassen. Trotzdem strahlt seine letzte Schaffensperiode keine Bitterkeit aus. Im Mittelpunkt seines Spätwerks standen Landschaften und Stillleben, Familienbilder, vor allem aber Bilder von Frauen, ob bekleidet oder als Aktbild. Sein Lieblingsmodell wurde sein Hausmädchen Gabrielle. Dabei malte Renoir immer wieder Versionen, die sich nur in kleinen Details unterschieden. Nach eigener Aussage bemühte er sich immer darum, Menschen so wie Früchte darzustellen. Dies ist ihm besonders bei der Darstellung von Frauenkörpern gelungen. Seine wichtigsten Bilder zu diesem Thema sind »Junge Badende« von 1892, »Akt in der Sonne« (1900) und »Die Badenden« (1918/1919), welches in der Tradition eines Tizian gemalt ist.Der Bildhauer RenoirGegen Ende seines Lebens war Renoir ab 1907 auch als Bildhauer tätig, und zwar in der Weise, dass ein Bildhauer, der Maillol-Schüler R. Guino, nach seinen Vorgaben die Plastiken ausführte. Eine einzige Skulptur gestaltete Renoir auch eigenhändig: das bronzene Brustbild »Coco« (um 1908). Insgesamt schuf er in seinen letzten Jahren mehr als 20 Skulpturen. Renoir starb am 03.12.1919 in Cagnes-sur-Mer. Er hatte zwei berühmte Söhne, den Regisseur und Drehbuchautor Jean Renoir (1894—1979) und den Schauspieler Pierre Renoir (1885—1952).----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------| ZEITTAFEL - LEBEN UND WERK DES AUGUSTE RENOIR ||---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------|| 1841 | Auguste Renoir kommt am 25.02. als Sohn eines Schneiders in || | Limoges in Frankreich zur Welt. ||---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------|| 1845 | Die Familie Renoir zieht nach Paris. ||---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------|| 1854 | Auguste Renoir arbeitet als Porzellanmaler, später führt er || | Wanddekorationen aus. ||---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------|| 1861/62 | Renoir ist Schüler des akademischen Malers Charles Gleyre. In || | dessen Atelier trifft er unter anderem Alfred Sisley und || | Claude Monet. Im Sommer 1862 trifft er Narcisse-Virgile Díaz || | de la Peña von der Schule von Barbizon. Díaz hat großen Einfluss || | auf Renoir. ||---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------|| 1862-64 | Studium und Abschluss an der École des Beaux-Arts in Paris ||---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------|| 1869 | Im Sommer trifft Renoir auf Claude Monet. Das ist der Beginn || | seiner impressionistischen Phase. Das Bild »La || | Grenouillère« entsteht. Es zeigt das Restaurant »La || | Grenouillère«, das die beiden Maler oft gemeinsam besuchten. ||---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------|| 1870 | Das Bild »Frau aus Algier« entsteht, angelehnt an den Stil || | Delacroix'. ||---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------|| 1870 | Im Juli wird Renoir zum Militär eingezogen und nimmt am || | Deutsch-Französischen Krieg teil; schwere Ruhr-Erkrankung ||---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------|| 1871 | Im März kommt er nach Paris zurück. Kontakt zum Kunsthändler || | Durand-Ruel, der Werke ankauft. Aus dem Erlös kauft Renoir ein || | großes Atelier in der Rue Saint-Georges. ||---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------|| 1872 | Anfang des Jahres Zusammenarbeit mit Sisley ||---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------|| 1873 | Das Bild »Ententeich« entsteht. ||---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------|| 1873/74 | Zusammenarbeit mit Monet ||---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------|| 1874 | Renoir stellt mit seinen Freunden im Atelier von Nadar aus. Die || | Ausstellung wird ein völliger Misserfolg und bringt ihnen den || | Spottnamen »Impressio- nisten« ein. ||---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------|| Mitte | Renoirs Hauptwerke im impressionistischen Stil entstehen. || der | || 1870er-Jahre | ||---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------|| 1876 | »Le Moulin de la Galette« ||---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------|| 1881 | Hochzeit mit Alice Charigot. Reisen nach Algerien und || | Italien, wo er sich mit den klassischen Meistern, vor allem || | Raffael, auseinander setzt. ||---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------|| 1883-87 | Diese Phase, von Kunsthistorikern als »Ingres-Periode« || | bezeichnet, nennt Renoir seine »manière aigre« (»trockene || | Periode«). ||---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------|| 1884-87 | Renoir schafft sein Hauptwerk dieser Zeit »Die Großen || | Badenden«. ||---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------|| 1892 | »Junge Badende« ||---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------|| 1894 | Renoir findet in den 1890er-Jahren zu wärmeren Farben und || | verschwommeneren Konturen zurück. Beispiel: »Mädchen am || | Meeresstrand« (1894) ||---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------|| 1894 | Ab diesem Jahr leidet Renoir immer stärker unter || | Rheumatismus. ||---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------|| 1898 | Renoir zieht nach Essoyes in der Bourgogne. ||---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------|| 1900 | »Akt in der Sonne« ||---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------|| 1905 | Renoir zieht in den Süden nach Cagnes-sur-Mer. ||---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------|| 1907 | Von nun an führt ein Bildhauer, der Maillol-Schüler R. Guino, || | unter seinen Vorgaben Plastiken aus; es entstehen insgesamt || | über 20 Skulpturen. ||---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------|| 1908 | Etwa zu dieser Zeit gestaltet Renoir eigenhändig das bronzene || | Brustbild »Coco«. ||---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------|| 1910 | Ab diesem Jahr ist Renoir auf den Rollstuhl angewiesen und muss || | sich den Pinsel an die Hand binden lassen. ||---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------||---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------|| 1919 | Auguste Renoir stirbt am 03.12. in Cagnes-sur-Mer. |----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Jean Renoir: Mein Vater Auguste Renoir. Aus dem Französischen. Taschenbuchausgabe Zürich 1981.Julius Meier-Graefe: Renoir. Taschenbuchausgabe Frankfurt am Main 1994.Karin Sagner-Düchting: Renoir. Augenblicke des Glücks. München 1996.Franz Heinz: Abenteuerliche Vorgänge um eines der schönsten u. bedeutendsten Gemälde von Pierre Auguste Renoir, «Au Moulin de la Galette«. Die verschollene «Skizze nach der Natur«. Eine Studie zur Kunst Renoirs. München 1997.
Universal-Lexikon. 2012.